Wasserfall, agiles Projektmanagement und nun DevOps – aber worum geht es dabei wirklich? Handelt es sich um die verwendeten Tools oder die gelebte Kultur? Sind Entwickler ab sofort auch Administratoren und verlieren Letztere dadurch ihren Job? Antworten auf all diese Fragen und noch eine ganze Menge an wertvollen Informationen findest du im Praxisbuch von Sujeevan Vijayakumaran.
Aber dazu gleich mehr. Mein beruflicher Alltag dreht sich um den Betrieb von Kubernetes-Clustern und klassischen Linux-Servern. Ich arbeite mit Teams zusammen, die vollständig agil arbeiten, sowie mit solchen, die bereits erfolgreich DevOps-Ansätze verfolgen. Die Grenzen zwischen diesen Vorgehensweisen verschwimmen jedoch oft, und häufig wird DevOps mit Kubernetes gleichgesetzt.
Aber ist das wirklich der Fall? Und wie sollten Prozesse im Rahmen der DevOps-Transformation gestaltet werden? Diese Fragen beschäftigten mich schon länger. Daher wollte ich tiefer in die Materie eintauchen, um die Weichen für die Zukunft richtigzustellen. Lesestoff musste her, denn der Betrieb moderner IT-Infrastrukturen erfordert weit mehr als nur Software, die in Containern läuft.
Aufbau, Inhalte & Schreibstil:
Das Fachbuch umfasst 459 Seiten und ist in 14 umfangreiche Kapitel gegliedert. Zu Beginn wird erklärt, warum DevOps eine Kultur und kein Toolset ist. Anschließend wird die Beispielfirma, ein Onlinehändler für Mode, vorgestellt und deren aktuelle Arbeitsweise beschrieben. Von diesem Ausgangspunkt lernt man, wie Projektmanagement und Planung optimiert werden können.
Der nächste Abschnitt behandelt die Zusammenarbeit beim Programmieren. Code-Reviews und Pair Programming stärken den Teamzusammenhalt und bringen neue Perspektiven. Kompilierter Code muss schließlich noch veröffentlicht werden, und dabei gilt der Grundsatz Automatisierung, und zwar bei allen Schritten. Dies führt uns zum nächsten Stichwort: Continuous Integration und Deployment.
Wie stellt man sicher, dass dabei Qualität gewährleistet ist und keine unausgereifte Software an den Kunden geliefert wird? Dieser Aspekt ist für viele altgediente Chefs eine Herausforderung, doch auch diese Frage wird ausführlich beantwortet. Es werden Tools und bewährte Vorgehensweisen vorgestellt. Auch der Betrieb der Applikation wird im Anschluss gründlich behandelt.
Kapitel zu Monitoring und Observability sowie DevOps-Plattformen folgen, ebenso wie die wichtigen Themen Security und Compliance. Da ein Handwerker nur so gut sein kann, wie seine Werkzeuge es zulassen, werden immer wieder bewährte Tools aus der Praxis vorgestellt. Dies in Kombination mit den ausführlichen Schaubildern sorgt für viel Abwechslung beim Durcharbeiten.
Beim Lesen merkt man immer wieder, dass hier ein Praktiker am Werk ist. Der Autor ist seit mehreren Jahren als Senior Solutions Architect bei GitLab tätig und unterstützt große Konzerne aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beim Einstieg in die DevOps-Welt. Genau diese wertvollen Erfahrungen fließen an vielen Stellen in das Buch ein, welches dadurch noch empfehlenswerter wird.
- Die Inhalte dieses Praxisbuchs sind nicht zu technisch gehalten, sondern konzentrieren sich auf eine effektive Teamarbeit mit schlanken Prozessen. Im Fokus steht, wie man durch die DevOps-Kultur Software verbessert und sowohl Mitarbeiter als auch Nutzer zufriedener macht. Damit ist das Buch gleichermaßen für Technikexperten wie auch Entscheidungsträger geeignet.
Praxisrelevanz & Anwendbarkeit
Das Inhaltsverzeichnis und die vorhergehenden Zeilen bieten einen präzisen Überblick darüber, welche Themen im Buch behandelt werden. Doch eine wichtige Frage bleibt: Können sowohl Einsteiger als auch Experten von diesem Buch profitieren? Basierend auf meinen persönlichen Eindrücken werde ich versuchen, diese Frage zu beantworten.
Damit du dir einen besseren Überblick über meine Expertise und meinen Arbeitsalltag verschaffen kannst, möchte ich kurz vorstellen. Als System Engineer bin ich hauptsächlich für die Bereitstellung der Plattform für DevOps-Engineering verantwortlich. Gelegentlich komme ich mit CI/CD-Pipelines in Kontakt, insbesondere wenn Probleme beim Deployment auftreten.
Darüber hinaus entwickle ich ab und an kleinere Skripte in Bash und Python. Und auch Frontend-Design mittels HTML, CSS und Javascript steht manchmal auf meiner To-do-Liste. Ich bin also kein reiner Administrator, sondern kenne mich auch etwas mit Coding, der Tool-Landschaft dahinter und der agilen Kultur von Software-Projekten aus.
Aus dieser Perspektive heraus, versuche ich das Geschriebene einzuordnen. Der Autor vermittelt das Wissen nicht in bloßer Theorie, sondern anhand eines Beispiels aus der Praxis: einem Onlinehändler für Kleidung. Dieser Ansatz ermöglicht es, sich gut vorzustellen, wie die vorgestellten Prozesse und Workflows im eigenen Team angewendet werden können.
Zudem wird die Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Betrieb anschaulich erklärt. Besonders die schnellere Auslieferung von Releases und verkürzte Feedbackschleifen stellen neue Herausforderungen dar. Das Praxisbuch zeigt anschaulich auf, wie man diese neuen Arbeitsweisen erfolgreich umsetzen und die eigene Software erfolgreich in Richtung cloudnativer Ansätze transformieren kann.
Leser, die sich für folgende Punkte interessieren, werden viel Neues dazu lernen:
- Effizientes Teamwork mit schlanken Prozessen ermöglichen.
- Moderne IT-Infrastrukturen aufbauen und Projekte damit erfolgreich meistern.
- Toolstack für moderne IT-Projekte: Source Code Management, Continuous Integration, Deployment & Delivery, Observability sowie Day-2-Operations
Das Buch bietet sowohl Profis als auch Einsteigern wertvolle Lerninhalte. Es richtet sich gleichermaßen an klassische Administratoren wie auch an DevOps-Engineers und IT-Entscheidungsträger. Jeder findet hier etwas Passendes, ohne dass das Buch zu stark in eine spezifische Richtung abdriftet. Wer die Teamarbeit stärken und Prozesse verbessern möchte, sollte das Praxisbuch gelesen haben.
In diesem Zusammenhang gefällt mir, dass der Autor betont, dass DevOps mehr ist als nur eine Rollenbezeichnung für neue Mitarbeiter. Vielmehr sollte es eine gelebte Kultur innerhalb der Projekte sein. Es ist nämlich entscheidend, dass nicht nur ein einzelner Angestellter die CI/CD-Pipelines betreut, sondern ein Großteil des Teams Änderungen und Erweiterungen vornehmen kann.
- Das Fachbuch behandelt mehr als nur das reine Programmieren. Es beleuchtet den Build- und Test-Prozess, automatisiertes Deployment in Kubernetes-Clustern, den Betrieb von Services und stellt abschließend DevOps-Plattformen zur Vereinfachung der Landschaft vor. Auch Monitoring sowie Observability für mehr Durchsicht im Betrieb kommen dabei nicht zu kurz.
Stärken, Schwächen & mein Fazit:
Der Autor beginnt mit grundlegenden Konzepten und führt anschließend zu wichtigen Themen. Dabei behandelt er die CI/CD-Pipeline ausführlich, ohne sich darin zu verlieren. Er diskutiert die Schlüsselbegriffe DevOps und Agilität und strebt danach, ein Verständnis dafür zu vermitteln, was DevOps bedeutet und wie die Transformation erfolgreich sein kann.
Der Autor geht über bloße Schlagworte hinaus und erläutert die Themen eingehend, um sie verständlich zu machen. Eine zentrale Frage im DevOps-Umfeld ist: Geht es um Effizienzsteigerung oder um Automatisierung? Der Autor gibt Antworten darauf und skizziert, was Führungskräfte als ersten Schritt tun können, um dieses Thema anzugehen.
Das Thema DevOps ist schier gigantisch und daher manchmal etwas undurchsichtig. Beim Wälzen des Schmökers sind immer wieder Fragen aufgetaucht, die jedoch alle im Laufe der Zeit beantwortet wurden. Dank des Buches konnte ich mein bestehendes Wissen vertiefen und neue Ansätze kennenlernen. Folgende Punkte sprechen meiner Meinung nach für einen Kauf:
- Hier erhält man eine praxisnahe Anleitung, wie man den Einstieg in die Welt des DevOps-Engineering meistern kann. Aber auch die Transformation bestehender Projekte wird anhand der Beispielfirma praxisnah erklärt.
- In Kapitel 11 wird ausführlich behandelt, wie bestehende Konzepte im DevOps-Kontext angewendet werden können. Außerdem lernt man, wie Security-Tools in die CI/CD-Pipelines integriert werden können.
- Im letzten Kapitel behandelt der Autor den Part künstliche Intelligenz im DevOps-Umfeld. Besonders lobenswert ist seine differenzierte Betrachtung: Er sieht KI nicht als Allheilmittel, sondern zeigt auf, wo ihr Einsatz sinnvoll ist.