Die Fragen, welche ich am häufigsten gestellt bekomme, drehen sich rund um meine privaten Server und was ich da so treibe. Dabei scheint viele von euch wirklich jeder Aspekt zu interessieren. Völlig egal, ob es sich dabei um die genaue Architektur, die Services an sich oder gar die physischen Server handelt.
Aber eines gleich vorweg: Ich betreibe doch eine ganze Menge an Geräten mit zig verschiedenen Aufgaben und Betriebssystemen. Des Weiteren besitze ich auch noch virtuelle Maschinen bei großen Hostern und deren Cloudangeboten. Deshalb fällt dieser Artikel doch weit größer aus, als ich anfangs zu träumen gewagt hätte.
Und eins möchte ich an dieser Stelle auch noch erwähnen. Mein Homelab ist sehr dynamisch. Nicht selten baue ich die gesamte Infrastruktur um, damit ich neue Technologien entdecken kann. Daher ist es schwierig, alles in Worte zu fassen und diesen Bereich up to date zu halten. Legen wir aber endlich mit dem Blueprint los!
2022 – Das Jahr der zahlreichen Projekte:
Wieso, weshalb & warum eigentlich?
Ich habe im Laufe der Zeit dutzende Fragen über die Hintergründe zu meinem Homelab und der heutigen Architektur bekommen. Vieles ist über die Zeit gewachsen oder war gar nicht geplant. Trotzdem möchte ich im Folgenden auf die häufigsten Fragen eingehen und im Folgenden Rede und Antwort stehen:
Gibt es bestimmte Grundsätze in puncto Hardware ?
Ja, in der Tat. In einer idealen Welt hätte ich gerne die maximale Performance bei minimalsten Stromverbrauch. Das lässt sich mit klassischen Servern aber nicht umsetzen. Noch dazu liegen in meiner Preisklasse ausschließlich betagte Geräte mit enormem Stromverbrauch. Mein Dell PowerEdge R815 braucht zum Beispiel fast 400 Watt. Deshalb nutze ich meine vier Rack-Server nur noch sporadisch.
Seit Anfang 2023 werkeln bei mir vier Thin Clients. Die Leistungsaufnahme ist mit 25 Watt sehr gering. Konkret setze ich auf drei HP T630 mit Proxmox und einen Fujitsu Futro S740 als Debian-NFS-Server. Noch dazu hatte ich längere Zeit einen Raspberry Pi 4 am Laufen. Die ARM-Architektur und die damit verbunden Limitierungen haben aber dazu geführt, dass er nur noch nutzlos herumsteht.
Alles rein virtuell oder lieber dedizierte Hardware?
Zu Beginn habe ich viel auf Bare-Metal-Installationen gesetzt. Direkt im Anschluss war ich dann auf dem Trip wirklich alles zu virtualisieren oder gleich zu containerisieren. Heute versuche ich, einen guten Kompromiss zwischen den Optionen zu finden. Geführt hat das zu einer ganzen Menge Docker-Containern sowie einem 3-Node-Proxmox-Cluster für virtuelle Maschinen und K8S.
Direkt auf dem Blech laufen bei mir TrueNas Scale (früher FreeNas), ein Debian-NFS-Share (NAS) und mein Draytek Vigor 2765 (Firewall). Auf meinen Proxmox-Virtualisierungscluster habe ich außerdem mal eine VMware-Umgebung mit Testlizenzen gebastelt. Derzeit betreibe ich dort noch einen Rancher-MGMT-Server samt dazugehörenden Downstream-Cluster für Kubernetes-Experimente.
Welche Software ist hier produktiv im Einsatz?
Ich muss gestehen, dass bei mir zu Hause lange nur ein PiHole rund um die Uhr seinen Dienst verrichtet hat. Hierbei handelt es sich um einen DNS-Upstream-Server, der anhand von Sperrlisten Werbung und andere unerwünschte Dinge blockt. Wie der Name es schon durchklingen lässt, griff ich hier auf einen Raspberry Pi 4 zurück. Dieser steht aber inzwischen eingestaubt im Eck herum.
Bei Hetzner betreibe ich noch eine virtuelle Maschine. Auf diesem Ubuntu-Server gab es früher ausschließlich eine vollwertige Nextcloud-Instanz. Inzwischen findet man dort nur noch Docker-Container. Mittels SMB-Share ist auf der VM der hauseigene Speicher namens Storagebox angebunden. Bei Alfahosting hatte ich dann noch etwa 5 Webseiten liegen. Diese sind aber ebenfalls Vergangenheit.
Früher waren bei mir drei Dell-Server samt Cisco-Switch im Dauereinsatz. Auf diesen Geräten traf man Proxmox sowie ESXI als Hypervisor an. Hierbei handelte es sich um eine kleine Spielwiese mit Docker, CheckMK-Monitoring und vielen anderen nützlichen Services. Aufgrund der hohen Strompreise habe ich zum Kahlschlag angesetzt und die Geräte einfach durch 4 Thin Clients ersetzt.
Lieber einfach oder maximal kompliziert?
Überraschenderweise bekomme ich gerade solche Fragen recht häufig gestellt. Nicht selten wird dabei gesagt, dass ein einziger Homeserver vollkommen ausreichen würde. Da ich aber beruflich in diesem Bereich unterwegs bin, ist mein Spieltrieb sehr groß. Die regelmäßig anstehenden Fortbildungen tun dann ihr Übriges dazu und so habe ich eben etwas mehr Hardware im Einsatz.
Anstelle von stromhungrigen Servern nutze ich aber inzwischen nur noch Thin Clients. In der Vergangenheit hatte ich ein paar physische Server in einem Rechenzentrum stehen. Angebunden waren diese mittels VPN und das hinter einer Next-Generation-Firewall. Außerdem setzte ich mehrere Vlans ein und baute mein Setup regelmäßig aus der Ferne um.
Ersetzt habe ich diese stromhungrige Armee irgendwann durch einen einzigen Hypervisor mit Proxmox. Aber auch dieser Server stand in einem Data Center und war für die gebotene Leistung nicht gerade günstig. Aus diesem Grund musste Anfang 2023 eine Änderung her. Kurz gesagt nutze ich heutzutage nur noch eine Docker-VM in der Cloud und 4 Thin Clients daheim.
Und um auf die Frage zurückzukommen, ich gehöre ganz klar in die Kategorie kompliziert. Aber damit habe ich kein Problem. Ich spiele eben gerne mit Technik herum und muss regelmäßig neue Sachen ausprobieren.
Ist das alles nicht zu teuer und zu zeitaufwendig?
Für mich persönlich kann ich hier ganz klar mit Nein antworten. Da ich viel auf alte Hardware und Open-Source-Lösungen setze, komme ich recht günstig davon. Natürlich ist weder der Strom noch die Hardware umsonst, aber Hobbys kosten bekanntlich eben etwas Geld. Und beruflich gesehen, schadet das Homelab sicherlich nicht.
Welche Server sind perfekt fürs Homelab?
Die perfekten Geräte für zu Hause gibt es meiner Meinung nach nicht. Zudem ist das Aussprechen einer generellen Empfehlung schwierig. Ich selbst habe sowohl PCs als auch alte Dell-Server im Einsatz. Wer überwiegend Linux und damit auch Proxmox als Hypervisor einsetzt, kann so gut wie alles nutzen. Möchte man hingegen VMware ESXI einsetzen, muss die Hardware doch recht neu sein.
Beim Gebrauchtkauf von Homelab-Servern würde ich auf eine gute Speicher-Ausstattung achten. Festplatten und RAM sind nämlich selbst gebraucht noch recht teuer. Weiterhin sollte man die Lizenzierung der verbauten Fernwartungsschnittstelle kontrollieren. Ansonsten muss man hier im Bedarfsfall teuer nach lizenzieren.
Generell empfehlen für Linux-Liebhaber kann ich Dell-Geräte. Recht günstig kommt man an R610 und R620 heran. Diese können noch mit aktuellen Versionen von ESXI aus dem Hause VMware betrieben werden. Da es sich hier um Rackgeräte handelt, ist der Stromverbrauch hoch, die Lautstärke ebenso und ein Rack im Keller fast schon Pflicht.
Wer bei diesen Aspekten Bauchschmerzen bekommt, kann entweder selbst etwas Passendes zusammenbauen oder einen älteren, aber noch potenten Desktop-PC oder sogar einen lüfterlosen Thin Client erwerben. Hier muss man dann aber auf eine Fernwartungsschnittstelle verzichten. Wie man anhand meiner Ausführungen erkennt, gibt es nicht den perfekten Server fürs Homelab.