So eine kleine Test- und Spielumgebung mit eigenen virtuellen Maschinen wäre ganz toll? Aber du hast immer noch keine und willst endlich starten? Dann ist dieser Beitrag genau das Richtige für dich. Im Folgenden gehe ich auf alle nur erdenkbaren Möglichkeiten von Raspberry Pi, über einen alten Server in der Besenkammer bis hin zum Rootserver im Rechenzentrum ein.
Und eines darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Ganz zum Schluss des Artikels findest du noch ein Schaubild mit einer IT-Architektur für deinen künftigen Homeserver. Selbstredend lässt sich diese Architektur auch bei Hostern wie Hetzner für deinen ersten Rootserver nutzen. Aber fangen wir lieber von vorne an und zäumen das Pferd nicht von hinten auf.
Pi, Rootserver oder nur eine VM in der Cloud?
Oftmals sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und was sich häufig nur in vielen Absätzen miteinander vergleichen lässt, schreckt ab. Daher habe ich diese kleine Zusammenfassung mit allen Vor- als auch Nachteilen erstellt:
Raspberry Pi
- Günstig in der Anschaffung und im Unterhalt.
- Eignet sich perfekt für das Bereitstellen von Microservices via Docker.
- Die Hardwareressourcen sind beschränkt. Es können allerdings ganze Cluster gebaut werden, wenn man sich vergrößern möchte.
- Aufgrund der CPU-Architektur ARM lässt sich kein Hypervisor wie Proxmox oder ESXI installieren. Man bleibt also bei Docker.
Rootserver
- Kann zu Hause oder in einem Rechenzentrum betrieben werden.
- Es lässt sich hier alte Hardware nutzen oder gar ein Rootserver anmieten.
- Man kann hier für den Anfang alles realisieren, von klassischer Virtualisierung bis hin zu Bare-Metal-Installation.
- Hypervisor müssen administriert werden. Gerade bei Mietservern wird die Lernkurve steil sein. Schließlich ist eine Härtung hier absolute Pflicht.
Cloudangebote
- Hier kann nur ein einzelner Server genauso wie mehrere Instanzen gebucht werden.
- Es gibt hier Angebote, wo man sich längerfristig bindet oder für jede Ressource und deren Nutzungsdauer bezahlt.
- Man spart sich die Administration des Hypervisors.
- Cloudserver sind nicht besonders günstig. Außerdem gibt es nützliche Features wie Snapshots oder Backups nur gegen Aufpreis.
Wieso, weshalb und warum nicht?
Server definieren sich anhand ihrer Rolle im Netzwerk und nicht anhand der verbauten Hardware oder der Bezeichnung des Herstellers. Daher könnte dein künftiger Homeserver ein ausrangierter PC oder gar nur ein Raspberry Pi sein. Aber was brauchst du? Für einen Gamingserver oder zum Hosten von zwei, drei kleinen Webseiten reicht meist ein schmalbrüstiger Cloudserver.
So eine virtuelle Maschine kann aber auch schnell an ihre Grenzen kommen, wenn du dich für Themen wie Virtualisierung, Container oder eine eigene Cloud interessierst. Wenn es der eigene Geldbeutel zulässt, würde ich immer einen dedizierten Server vorziehen. Dieser kann bei dir zu Hause oder im Rechenzentrum stehen. Ich selbst nutze sogar beides.
Aber so viel Zeit und Geld würde ich anderen Leuten nicht empfehlen, in ihr Homelab zu stecken. Und da ich mich an dieser Stelle kurz halten möchte, würde ich wie folgt vorgehen: Für das Hosten von Webseiten oder einem kleinen Gamingserver reicht das Cloudangebot von Hetzner, Microsoft oder Amazon vollkommen aus.
Wer zu Hause aber ein paar Microservices nutzen will, fährt gut mit einem aktuellen Raspberry Pi und Docker-Compose samt Portainer. Und wer es richtig wissen will, also mit Proxmox oder VMware ESXI loslegen will, der braucht natürlich ein etwas größeres Stück Blech. Hier bieten sich sowohl PCs als auch klassische Server an. Letztere sind aber meist lauter und stromhungriger.
Die perfekte Wahl gibt es also nicht. Wer selbst IT-Administrator wie ich ist, wird wohl fast immer zum eigenen Server samt Hypervisor greifen. Mit Proxmox oder VMware ESXI hat man sich nämlich alle nur erdenklichen Möglichkeiten offen gelassen. Außerdem kann man integrierte Features wie Snapshots oder Backups gleich ohne großen Aufwand mitnutzen.
In der Cloud kosten diese Funktionen nicht selten extra und sind noch dazu recht abgespeckt. Man denke da nur an das Herunterladen der Sicherungen. Bei weitem nicht jeder Anbieter lässt dies zu. Außerdem teilt man sich die Ressourcen der zugrundeliegenden Infrastruktur mit allen anderen Nutzern und so sind viele Server völlig überbelegt. Daher kommt auch der Ressourcen-Passus „bis zu“.
IT-Architektur für deinen Homeserver:
Die vielseitigste und langfristig beste Lösung ist und bleibt ein kleiner Server in den eigenen 4 Wänden. Und keine Sorge, man muss für den erfolgreichen Betrieb weder IT studiert noch einen der zahlreichen IT-Berufe gelernt haben. Natürlich braucht es aber etwas Wille, sonst hört man mit dem Vorhaben bei der ersten Fehlermeldung wieder auf.
Gerade als Einsteiger ist das Beheben von Warnungen oder gar größeren Fehlermeldungen kein Zuckerschlecken. Dies gilt insbesondere, wenn der erste Server direkt bei einem Hosting-Unternehmen steht und aus dem Internet erreichbar ist. Deshalb fangen wir heute ambitioniert, aber auch sicher vor den meisten Angreifern im eigenen Heimnetzwerk an.
Als Server kann man wirklich alles nutzen. Wer will, kann sich sogar einen gebrauchten Rackserver holen. Diese sind aber recht groß, sehr laut und brauchen richtig viel Strom. Günstiger fährt man hier mit einem alten PC. Auf die verbaute Hardware kommt es zu Beginn auch gar nicht so an. Die CPU sollte aber Hyperthreading sowie Virtualisierung unterstützen.
Weiterhin ist es ratsam, dass zwei Festplatten verbaut sind. Diese können dann zu einem Raid 1 konfiguriert werden. Bei gebrauchten Servern lässt sich dies mithilfe des verbauten Raidcontrollers umsetzen. In diesen kann man einfach beim Start booten. Ansonsten muss während der Hypervisor-Installation ein Raid zum Beispiel mit den Dateisystemen ZFS oder btrfs erzeugt werden.
Proxmox kann man zudem auf ein Debian-System mit vorher erstellten mdadm-Raid installieren. So habe ich es damals bei meinem Hetzner-Rootserver gemacht. Natürlich kann dort auch über eine KVM-Konsole ein fertiges Proxmox-ISO installiert werden. Der Arbeitsspeicher darf heutzutage nicht mehr allzu knapp bemessen sein.
Das absolute Minimum stellen wohl 8 GB dar. Ich selbst nutze bei meinen physischen Servern mindestens 64 GB. Gerade Raids mit ZFS oder btrfs sind sehr hungrig, wenn es um den Speicher geht. Mehr muss es in puncto Ausstattung erst mal nicht sein. Wer aber langfristig noch seinen Router virtualisieren möchte, braucht einen zweiten Netzwerkport.